Jahresrückblick 2022: Reisen in Zeiten der (Post-)Pandemie
Ist sie nun vorbei oder nicht, die Pandemie? Wo braucht man welchen Nachweis, wo welche Art von Maske? Und was passiert im Fall der Fälle, sprich bei einer Corona-Infektion während der Reise? Sicher, gegen Ende des Jahres stellten sich diese Fragen immer seltener. Doch insgesamt war auch 2022 in Sachen Urlaubs- und Reiseplanungen noch immer von etlichen Unsicherheiten geprägt, wenn auch deutlich weniger als die Jahre zuvor. Zeit für einen kleinen Reiserückblick 2022, mit Zielen in nah und (pandemiebedingt noch immer nicht sonderlich) fern – und wie immer gilt: für Reise-Empfehlungen stehe ich gerne zur Verfügung und bin auch immer offen für Neues!
Stockholm, Mai 2022
Mein erster Flug seit 2019 führte mich in die schwedische Hauptstadt – eine Reise, die schon vor zwei Jahren geplant war und nun endlich stattfinden konnte. Der langen zwischenzeitlichen Flugpause sei Dank ging dieser Trip endlich wieder einmal mit diesem Kribbeln vor Vorfreude und der Aufregung am Flughafen-Terminal einher, das ich über die Zeit vor lauter Reisen ein bisschen verloren hatte. Angekommen in Stockholm, stieg ich direkt in den Zug Richtung Innenstadt, um mich dort mit Daniela, einer alten Schulfreundin, zu treffen.
Meine ersten Reisen alleine, ohne Eltern, hatte ich zusammen mit ihr schon vor 15 Jahren unternommen – und nach einem gemeinsamen Sprachkurs in Südengland und einer Ferienfreizeit in der Toskana war ein erneuter (Kurz-)Urlaub mit ihr längst überfällig! Perfekt also, dass sie und ihr Freund seit einiger Zeit in der Nähe von Stockholm wohnen und ich so zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen konnte: ein Wiedersehen samt Schwelgen in alten Erinnerungen und Erkundungen neuer Orte, die ich als Tourist im Alleingang vermutlich nicht entdeckt hätte.
Mein Highlight der Reise: ein Ausflug auf die Insel Vaxholm, Bootsfahrt durch die Schären, viele typisch schwedische, bunte Holzhäuser (Astrid Lindgren lässt grüßen!) und eine schöne „Fika“ mit leckerem Kaffee und Kuchen bei grandioser Aussicht inklusive. Unerwarteter Begleiter: Francisco, ein Freund aus Portugal, der zufällig am selben Wochenende auf Stockholm-Besuch war – unverhofft kommt oft!
Lombardei, September 2022
Das Muster setzt sich fort: auch bei meiner zweiten (Flug-)Reise des Jahres habe ich das Entdecken neuer Orte mit Wiedersehen verbunden. Von Köln ging es im September ab nach Bergamo, wo ich zunächst auf eigene Faust die Unter- und historische (und obendrein wunderschöne!) Oberstadt erkundete. Tags darauf stieg ich in den Zug nach Lecco am Comer See, an dem ich im Anschluss entlang kurviger Küstenstraßen per Bus nach Bellagio fuhr. Während Lecco ganz nett, aber nicht so besonders war, war es Bellagio umso mehr! Ein ziemlich mondäner Ort, der bei Reichen und Schönen und Touristen gleichermaßen beliebt ist, und das völlig zurecht. Nach einigen schönen Stunden vor Ort stieg ich in Bellagio in eine Fähre, die mich einmal quer über den Comer See bis Como brachte – wo ich abends in den Zug gen Mailand stieg.
Im Vorfeld hatte ich geteilte Meinungen über die Stadt gehört, die ich jetzt auch selbst teile – meine Lieblingsstadt wird Mailand wohl eher nicht werden. Die Wiedersehen mit Onur, der kurz zuvor von Köln nach Mailand gezogen war, und Giulia, mit der ich zusammen für ein Semester in Sao Paulo studiert hatte, machten das allerdings mehr als wett! Essen und Trinken lässt es sich bekanntlich in Italien sehr gut, und genau das tat ich mit den beiden auch – eine Einführung in „la dolce vita“, bei der natürlich Pasta, Pizza und Aperitivo nicht fehlen durften. Mit Giulia erkundete ich zudem die moderne Kunstsammlung der Fondazione di Prada und bekam so zumindest im Entferntesten ein bisschen etwas von der „Alta Moda“ der Modemetropole ab.
Ein weiterer Höhepunkt der einwöchigen Reise war ein Tagesausflug nach Brescia, den ich eher zufällig als „Flucht“ aus Mailand mit dem Zug unternahm (ja, ich bin ziemlich oft Zug gefahren in Italien – und noch immer begeistert, wie günstig das dort ist!). Brescia ist eine tolle Stadt mit einem unglaublichen Epochen-Mix, von den Überresten eines römischen Tempels und Theaters, einer mittelalterlichen Burg hoch über der Stadt hin zu einem Klotz von Telegrafen- und Postamt aus der Zeit des Faschismus. Von besagter Burg aus genoss ich den traumhaften Blick über die Stadt, tankte Ruhe vom wuseligen Mailand und versank ganz entspannt in einem Buch – Urlaub genau nach meinem Geschmack!
Madeira, Oktober 2022
Im Herbst zog es meinen Vater und mich für eine Woche nach Madeira. Erst dort merkte ich, wie sehr ich Portugal vermisst hatte, und so wurde ich das eine oder andere Mal während des Urlaubs ein bisschen nostalgisch. Dem Namen „Blumeninsel“ wurde Madeira im Oktober zwar nicht mehr ganz gerecht, denn trotz ganzjährig milder Temperaturen war deren Blütezeit zum Zeitpunkt unseres Besuches vorbei. Das tat der Schönheit der Insel allerdings keinen Abbruch.
Wir wohnten in einem Hotel in der Hauptstadt Funchal, von wo aus wir jeden Tag Ausflüge und Wanderungen unternahmen und so die – ohnehin nicht sonderlich große – Insel gut erkunden konnten. Wir waren mit dem Anbieter „Berge & Meer“ dort, wodurch schon fast alles für uns organisiert und geplant war. Dass ich mit 30 der mit Abstand jüngste Teilnehmer unserer Reisegruppe war, störte nicht weiter groß. Mein Vater und ich hatten auch einige Tage zur freien Verfügung, die wir mit Abstechern nach Funchal und einer über „Get your Guide“ gebuchten Tour gut zu nutzen wussten.
Besonders schön fand ich auf Madeira unsere Wanderungen entlang der inseltypischen Wasserläufe, der sogenannten „Levadas“. Diese versorgen den Süden der Insel mit Wasser aus den Bergen im Norden und bieten kilometerlange Wandermöglichkeiten, durch Lorbeerwälder hindurch und an teils schwindelerregenden Abhängen vorbei. (Leicht) schwindelerregend war auch unsere Korbschlittenfahrt von Monte, hoch über Funchal, zurück bergab in die Stadt – auf Holzkufen über den Asphalt. Angeschoben und gelenkt wurden wir dabei von zwei Schlittenfahrern mit dicken Gummisolen, um den Schlitten bei allzu arger Beschleunigung irgendwie doch noch abbremsen zu können. Früher war das wohl das Transportmittel der Wahl für die Kurgäste der Stadt – ein Glück, dass wir uns zurück im Zentrum mit ein, zwei Gläschen Madeira-Wein von der rasanten Abfahrt erholen konnten!
Paris, Dezember 2022
Neben dieser Reisen war das Jahr für mich auch von vielen Kurztrips in andere Städte und diversen schönen Heimatbesuchen geprägt. So zog es mich zum Beispiel mehrfach nach Berlin, Stuttgart und Frankfurt, einmal nach Hamburg – und eine Woche vor Weihnachten dann noch kurz für drei Tage nach Paris. Auch von Köln aus ist die Stadt der Liebe ähnlich schnell und einfach wie von Kaiserslautern aus zu erreichen, in dreieinhalb Stunden per Zug. Und die Einladung zur Feier des 30. Geburtstags von Mariam – einer Freundin aus Bonn, die einige Zeit in Paris gelebt hatte – bot den idealen Anlass für einen erneuten Besuch der französischen Hauptstadt in der Vorweihnachtszeit!
Neben der Feier, die uns in einem umfunktionierten Linienbus die ganze Nacht mit Beats und Bässen quer durch die Stadt führte, blieb auch tagsüber genug Zeit für Sightseeing. So konnte ich mir den lange gehegten Wunsch erfüllen, einmal die Unterwelt der Stadt zu erkunden und durch die Katakomben zu streifen – vorbei an unzähligen, fein säuberlich gestapelten Skeletten. Deutlich erbaulicher waren da definitiv ein Bummel über die weihnachtlich geschmückten Champs Elysées (mit kurzem Macaron-Stopp bei Ladurée – man wird schließlich nur einmal 30!) und ein ausgiebiger, wenn auch sehr kalter Winterspaziergang entlang des Canal St Martin. Während der Nacht im Partybus legten wir dann so ziemlich alle weiteren Stopps ein, die man sich aus dem Reiseführer zusammenstellen könnte – wobei Louvre, Triumphbogen und Opéra bei Nacht natürlich noch einmal eine ganz andere Wirkung entfalteten.
Am Tag danach blieb nicht mehr viel Zeit für weitere Streifzüge durch Paris – aber heute ist nicht alle Tage, ich komm wieder, keine Frage! Die vielen weiteren (Reise-)Eindrücke des Jahres ließen mich das außerdem sehr schnell vergessen – und sorgen nun dafür, dass ich mit umso mehr Elan in die Urlaubsplanungen für 2023 starte. Wo soll die nächste Reise hingehen?